Sonntag, 3. Februar 2008

Fristaden Christiania

Nachdem der italienische Nachbar von Neli sich gross mit DJ Gigi vorgestellt hatte und betonte, dass er dies nur am Tag auslebe, hat er doch am Abend grad die ersten Beats lauthals durch alle Buden dröhnen lassen und eine open-house-party geschmissen. Naja, heute werden wir einfach mal mitfeiern ;-) Neli wird sich Oropax zulegen müssen. Armes Ding.
Der gestrige Partyabend hat aber anscheinend Spuren hinterlassen. Alles schlief noch, als wir Mädels uns nach Copenhagen downtown aufmachten. Über den ganzen Flur zerschlagene, verschmierte Eier, Mehl vor Zimmertüren und zerbröckeltes Brot verzierten den Boden.
Auf unserem Stock sind vorallem Italos, Franzosen und Türken vertreten. Hab heute die erste Dänin kennengelernt. Wow! Es gibt sie doch =)

Also. Unser Plan war, Fristaden Christiania abzuchecken. Plan wurde erfolgreich umgesetzt. Iiiii-ha.
Was Fristaden Christiana ist? Ich zitiere: "Im Osten der Insel Amager umgeben Prinsessegade, Bådemandsstræde und der Wall der früheren Ulriks Bastion die 34 ha umfassende Fristaden Christiania. In den fantasievoll gestalteten Bauten leben seit 1971 knapp 1000 Christianitter. Damals okkupierten Hausbesetzer, sog. Slumstormers, dem Verfall anheim gegebene ehem. Kasernen auf dem Areal und probten basisdemokratisches Miteinander. Inzwischen ist die in die Jahre gekommene Vorzeigesiedlung Ziel von über einer Million Besucher jährlich- und dennoch von Schließung bedroht. Die farbig bemalten Häuser aus allerlei Baustoffen von Holz über Stein bis Flaschenglas, Bauwagen, Cafés und eine lebendige Kulturszene machten bislang einen Spaziergang durch die Alternativsiedlung zu einem kurzweiligen Vergnügen. "
Ich führe weiter hinzu: Bekannt ist Christiana vorallem wegen des alternativen Lifestyles und was alles so dazugehört ;-). Neli machte ein Foto, wir hatten die riesig-grosse, rotdurchgestrichene Kamera ja nicht gesehen, und da rannte uns auch schon einer hinterher und forderte, das Foto zu löschen. Er kontrollierte!
Naja, uns wurde dann auch irgendwie immer mulmiger. Die Leute da führen nicht grad nur kleine Knuddel-Hunde an der Leine, sondern eher grosse Kampfmonster. Auf kleinen Plätzen standen rauchende Fässer, an denen man sich wärmen konnte und rundum schlichen kleine gepiercte Jungs. Einmal mehr fühlte ich mich in einem Film. (Vielleicht sollte ich mal Hollywood kontaktieren?)
Wir entschieden uns zu einer kleiner Verschnaufspause bei einem Cappuccino. Doch nix war mit Ruhe. In einem Haus mit vielen Fenstern und spärlicher Einrichtung, liessen wir nun unsere Kleidung mit Rauch parfümieren (immerhin wurden Kiffer gebeten, draussen zu rauchen!). Eine kleine Gruppe von verkleideten Kindern sang ein Lied vor und wollte dann auch noch Geld dafür (was ich meinerseits gar nicht einsah. Wie herzlos ich bin.) Wir fragten uns weiter, warum sich heute alle verkleiden. Ist Faschings-Zeit? Wir wussten es nicht. Wir mögen es alle nicht. Nach dem Singsang hatte ein kleines Mädchen die Hosen voll und Papa entschloss kurzerhand, das Kind auf einem schmutzigen Teppich mitten im Café zu wickeln. Jedermann konnte zusehen. Speziell auf alle Fälle.

Kurze Zeit später und ein paar Meter weiter waren wir wieder in der ganz normalen Welt und entschlossen uns, etwas zu Essen. Nun ist es hier so: Am ersten Sonntag im Monat haben alle Geschäfte geöffnet. Wir sind aber immer noch stolz, weil wir uns so gut im Zaum halten können und noch keine Kleider gekauft haben, obwohl überall Udsalg (Ausverkauf) ist. "Deres" hat sich schon zu unserem Lieblingsgeschäft gemausert. Aiaiai. Nebenbei: Einer der H&M's hier ist so groß und so verschachtelt, dass man sich leicht verirren könnte. Man passe also auf und gebe sich die Hand! (Mein Rat!)

Wieder im Studentenheim angekommen, hab ich dann grad mal mit Zuhause telefoniert. Markus, Romano, Mama und Papa konnten mich per Webcam betrachten und sehen/hören, dass es mir gut geht. Ich hab ihnen dann gleich mal meine ganze Bude gezeigt. Was die heutige Technik alles möglich macht! Ich bin begeistert.

Apropos Technik. Ja es gibt Waschmaschinen hier. Man soll sich jedoch die Richtige sorgfältigst aussuchen. Lina und ich haben aber keine Schuhe an, sondern gehen auf Fettnäpfchen. Das Wasser musste abgelassen und die ganze Wäsche noch einmal geschleudert werden. Das war aber noch nicht genug. Die Wäsche triefte noch immer und kleine weisse Punkte auf der schwarzen Wäsche machte uns klar, dass das Waschpulver noch nicht ganz draussen war. Nun ja. Nächstes Mal nehmen wir eine, die wir zwar der Sprache wegen nicht programmieren können (wir könnten auch sonst nicht programmieren ;-) Herzlichen Dank an Mr. Beepa!) und stellen einfach die Zeichen ein, die uns am Besten gefallen. So haben Rachel und ich früher schon den Backofen eingestellt. Und es hat funktioniert! =)

God fornøjelse!

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